Kein unberührtes Gelände

Der Bau einer Straßenbahnverbindung wie der neuen Linie 2 ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Die Nutzerinnen und Nutzer sehen am Ende die betriebsfertige Anlage – also Schienen, das Gleisbett und die Fahrleitungsanlagen – , aber auf dem Weg zu einer funktionsfähigen Trasse gibt es viele bauliche Herausforderungen.

Wie schwierig das sein kann, zeigte sich Anfang Januar als im Zuge der Baumaßnahmen mehrere Kabel durchtrennt wurden. Obwohl die Beschädigung innerhalb kurzer Zeit repariert werden konnte, wurde hierdurch noch einmal klar: Die Lichtwiese ist keineswegs ein unberührtes Gelände. Vielmehr verläuft dort ein sehr dichtes Netz an Trinkwasserleitungen, Abwasserrohren, Fernwärmekanälen, Stromleitungen und verschiedenen Kommunikationsleitungen, die oftmals kreuz und quer liegen. Das macht Tiefbau auf einer Strecke von über einem Kilometer in diesem Bereich zu einer äußerst anspruchsvollen Ingenieurs- und Bauleistung.

Leitungen vor dem Gebäude der Architektur

Bevor wir mit den Bauarbeiten begonnen haben, wurde im Rahmen unserer Planung die gesamte Trasse auf vorhandene Probleme geprüft. Dabei konnte ein Großteil der Leitungen berücksichtigt werden und wurde, wo es möglich war, auch bauvorbereitend umgelegt. Mit dieser Aufgabe waren eigene Fachplaner für die Leitungs- und Elektroplanung betraut. Im Zuge der ersten Planungsschritten gab es auch frühzeitig Abstimmungen mit den zuständigen Telekommunikationsunternehmen und anderen Versorgern, um sicherzustellen, dass es während der Bauphasen zu keinen Konflikten kommt. Im Fall von Unsicherheiten wurden im Laufe der verschiedenen Planungsphasen vor Ort mehrfach auch Suchschachtungen durchgeführt, um Lage und Verlauf von Leitungen genauer zu bestimmen.

Eine bekannte Schwierigkeit bei Tiefbaumaßnahmen im öffentlichen Bereich ist, dass nicht alle existierenden Leitungspläne vollständig sind. Dies trifft vor allem auf Leitungen zu, die vor vielen Jahrzehnten verlegt wurden und damals nicht oder nicht genau erfasst wurden. Anders als in den innerstädtischen Straßenzügen verläuft ein Großteil dieser Leitungen auf dem Campus aber ungeordnet und nicht entlang einer durch den Straßenquerschnitt vorgegebenen Grundordnung. So kommt es aktuell beinahe täglich vor, dass die Baufirma während ihrer Arbeiten auf Leitungen im Boden trifft, die nicht verzeichnet waren, die anders verlaufen als verzeichnet oder von denen niemand weiß, wohin diese genau führen oder wer an sie angeschlossen ist. Das hat zur Folge, dass im laufenden Baustellenbetrieb aufwändige Suchmaßnahmen ergriffen werden müssen, um den genauen Verlauf festzustellen. Erst im Anschluss kann dann für diese Leitungen und Kabel eine Umplanung und Umverlegung vorgenommen werden. Das erschwert die Bauarbeiten natürlich erheblich und kann in einigen Fällen dazu führen, dass – wie im Januar geschehen – Leitungen gekappt werden, weil die Lage nicht bekannt war.

Schließlich sind die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Nutzungen und der nahezu rund um die Uhr stattfindende Vorlesungs- und Forschungsbetrieb für die Umschlussarbeiten logistisch sehr anspruchsvoll. Aus diesem Grund werden die Bauarbeiten auf der Lichtwiese durch mehrere Bauüberwacher begleitet, die sich ausschließlich um die Elektro- und Leitungsbauarbeiten kümmern und schauen, dass alle nötigen Information vorliegen und die Abstimmungen zwischen allen Beteiligten optimal laufen.

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